Archiv für die Kategorie 'Chile'


Wer-ke-hu-e

Samstag, 2. Dezember 2006, 2:02. Tag 230 der Reise.

Dirk hat es zwar schon erwaehnt, aber ich will auch nochmal meinen Senf dazugeben. :o)

An unserem letzten kompletten Tag in Chile sind Dirk und ich in den Nationalpark Huerquehue (sprich “Wer-ke-hu-e”) gefahren. Mit dem Bus ging es zum Eingang des Nationalparks, wo Chilenen ein bisschen weniger Eintrittsgeld bezahlen, als alle anderen. Das fand ich seltsam. Naja, von da aus sind wir dann zu Fuss durch einen tollen Wald zu einer Reihe von Seen gewandert. Drei Stunden haben wir gebraucht - es ging (fast) nur bergauf.

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Oben endlich angekommen, gab es erstmal das wohlverdiente Mittagessen. Von links auf dem Weg, gesellte sich prompt ein Hund der suessen kleinen Sorte dazu. Ich: “Dirk, links!”. Ich wusste ja nicht, was ich damit anrichte! Dirk schrak auf und suchte nach einer Spinne oder aehnlichem waldheimischen Ungeziefer. ;-) Er meinte dann, ich solle so etwas nicht sagen, wenn da nichts ekliges oder gefaehrliches waere. Dem Hund sind wir jedenfalls an dem Tag an den unterschiedlichsten Stellen wieder begegnet - ueberall versuchte er mit seinem treuen Blick ein paar Happen zu erbetteln.

Da man sich nach viel Bewegung und mit vollem Magen leicht ueberanstrengt ;-) haben wir es uns dann erstmal auf einem grossen runden Stein am Rande eines der Seen gemuetlich gemacht. Es dauerte nicht lange und wir beide schliefen in der frischen Luft und waermenden Sonne.

Kaum wieder wach, raschelt es neben uns im Gebuesch und hervor kommt - nein, (leider?!) kein chilenischer Puma - ein verschwitzter Oestereicher: einer unserer beiden Zimmergenossen im Hostel. Der darauf folgende Dialog verlief ungefaehr so:

Wir: “Hey, wo kommst Du denn her, Du warst doch heute morgen gar nicht mit im Bus?!”
Oesi: “Nein, ich bin mit dem vierzehndreissiger gekommen.”
Wir: “Aber das war doch erst vor einer Stunde?!!!”
Oesi: “Ja. Der Parkwaechter wollte mich eigentlich gar nicht erst rein lassen - meinte es waere zu spaet um noch hoch zu gehen. Aber der kennt uns Oesis nicht, ich bin einfach gerannt :o)”

Woah, wie krass sind die Oesis denn?! Hat der echt die 500m Hoehenunterschied (plus manchmal wieder ab und dann wieder auf) im Rennen zurueckgelegt!

Er jedenfalls sprang kurz in den einkalten See, machte fix ein paar Fotos und schwupps, war er wieder unterwegs, weiter zu den anderen Seen. Auf dem Abstieg hat er uns dann auch joggenderweise ueberholt. “Ich kann irgendwie nicht langsam laufen.”

Den naechsten Tag haben die beiden Oesis den Vulkan erklommen. Ich wette sie waren die ersten!

Als wir aufbrachen, entrang mir ein leicht entsetztes “¡¡Huaehae!!” (nicht zu verwechseln mit dem Namen des Nationalparks). Danach ein “Dirk, das ist das Geraeusch, was ich mache, wenn ich eine Spinne sehe.”. Da war echt zwei Meter neben unserem Schlafplatz eine sowas von fette und eklige Vogelspinne! Diese machte sich ganz langsam (das wirkte unheimlich ueberlegen!) aus dem Staub. Etwas traurig, dass wir kein gutes Foto hinbekommen haben, machten wir uns wieder auf dem Heimweg. Kurz vor dem Parkeingang, mitten auf der Strasse, fanden wir die zweite Vogelspinne. Oder… Oder sie uns?

eine Busfahrt, die ist lustig

Donnerstag, 30. November 2006, 22:01. Tag 228 der Reise.

Seit etwas mehr als zwei Wochen sind wir richtige Backpacker: anders als in Australien und Neuseeland haben wir keinen eigenen fahrbaren Untersatz. Wir sind somit auf Bus und Bahn angewiesen. Nunja Zugstrecken gibt es fast nirgends und so ist der Bus das Hauptverkehrsmittel hier in Suedamerika.

IMG_5172Alle Busse, mit denen wir bis jetzt gefahren sind, waren richtig gut - ok manchmal roch das Chemieklo etwas streng, aber meistens ging es. In manchen Regionen, wie um Santiago fahren die Busse auch alle viertel Stunde, in anderen dann eher nicht, wie hier im Kleinen Sueden Chiles. Unsere Fahrt von Chile (Pucon) nach Argentinien (San Martin des los Andes) hatte sich um zwei Tage verzoegert, da der Bus nur 6 mal die Woche faehrt und meistens auch voll ist.

Fuer die schaetzungsweise 200 Kilometer haben wir dann aber auch 5 Stunden gebraucht. Ueber eine Buckelpiste ging es ueber einen Pass im Lake District nach Osten. Ueberall im Bus (nicht mehr in seinen besten Jahren) hat es gewackelt und geruckelt, manchmal nur im Schrittempo. Als der Bus aus der Gegenrichtung kam, unterhielten sich die Fahrer ersteinmal ein wenig, bevor es dann in der Dreckwolke des Entgegenkommenden weiterging.

Die chilenische Grenzkontrolle ging ganz laessig, aber wir mussten aus dem Bus raus. Bei den Argentiniern ging es etwas buerokratischer zu. Jeder Fahrgast wurde einzeln von den grimmig aussehenden Grenzern aufgerufen. Unsere Namen waren ihnen wohl etwas fremd und aus “Dirk” wurde dann ploetzlich “Bob Dylan”.

bis denne

der BERND

Vulcano Villarica

Donnerstag, 30. November 2006, 21:34. Tag 228 der Reise.

Ausgeruestet mit Helm, Rucksack, Eishacke und ner ganzen Menge mehr an Ausruestung ging es los in Richtung Vulkan Villarica. Abenteuer, Ruhm und Ehre warteten dort auf uns - dachten wir. Nunja - unser Fuehrer Rodrigo fuehrte uns die tausend Hoehenmeter ueber Eis und Schnee nach oben. Das Wetter war super - wolkenlos, kein Wind und der Vulkan qualmte schoen vor sich hin.

IMG_4764Einziger Haken: neben uns gab es dutzende andere Gruppen an diesem Tag - insgesamt so an die 200 Mann. Irgendwie haben wohl alle auf gutes Wetter gewartet und so waren wir ein paar unter vielen, die in Zickzacklinien nach oben gingen. So richtig hat es uns nicht gestoert, es war eher lustig anzusehen, wie alle gleich angezogen im Gaensemarsch den Berg erklammen.

Rodrigo hatte es wohl eilig und so zogen wir an der ein oder anderen Gruppe vorbei, indem wir nicht im Zickzack gingen, sondern direkt bergauf. Nach mehreren Pausen und ingesamt vier Stunden hatten wir den Gipfel auf 2870 Metern erreicht. Die Aussicht war einzigartig und auch der Vulkan gab noch mal sein Bestes und spuckte rotgluehende Lava.

Bergab gings etwas schneller - fast ohne Pause rutschend auf dem Hosenboden nach unten. Dirks Kamera und eigentlich auch jeder von uns war von unten bis oben durchgeweicht und KO. Das Abschlussbier - oder waren es zwei? - gabs dann natuerlich auch noch.

bis denne

BERND

Voll Digital

Samstag, 25. November 2006, 1:13. Tag 223 der Reise.

Seitdem Dirk da ist, brauche ich meine kleine Sony Digicam gar nicht mehr auspacken - das letzte Foto habe ich damit vor Wochen auf der Suedinsel in Neuseeland gemacht. Dafuer knipsen Dirk und Yaron mit ihren Spiegelreflexkameras um die Wette. Ab und zu kann ich dann aber noch meinen Camcorder rausholen und bewegte Bilder machen.

IMG_4548.JPGNur in Valpo waren wir anfangs etwas vorsichtig ueberhaupt Fotos zu machen und die Kamera zu zeigen, obwohl die Stadt ne ganze Menge Motive bietet. Direkt am Meer, mit unzaehligen kleinen Gassen in den Bergen gelegen, vielen bunten Haeusern und dutzenden von Motiven hinter jeder Kurve. In allen Reisefuehrern liesst man davon, dass an jeder Ecke Banditos nur so auf Touristen warten um die Habseligkeiten zu entwenden. Auch eine Frau im Supermarkt und zwei Omas in einem Park versuchten uns klar zu machen, dass wir in Valpo besonders aufpassen sollten. Ein paar andere Deutsche, die schon laenger da waren, meinten es sei alles kein Problem.

Nach anfaenglichem Zoegern sind wir dann also doch mit den Kameras durch die Stadt gelaufen, mit den Aufzuegen gefahren und haben uns die Stadt von oben angeschaut. Von Dieben haben wir nichts gesehen, dafuer haben wir ne ganze Menge Fotos gemacht.

Seit gestern sind wir in Pucon -700 km suedlich von Santiago-, eine Stadt die eher wie ein Skidorf in Europa wirkt - viel Haeuser aus Holz, sehr aufgeraeumt und sauber. Um auch endlich ein bissl mehr von der Natur zu sehen, als die kurzen Blicke aus Bus und Bahn, werden wir morgen den oertlichen Vulkan erklimmen.

Meine Sony werde ich aber gar nicht erst mitnehmen, da die beiden Anderen ihre Kameras auf jeden Fall mit nehmen werden, da brauche ich ja nicht so viel zu schleppen.
bis denne

BERND

Freundlichkeit

Donnerstag, 23. November 2006, 0:14. Tag 221 der Reise.

Ueberall hier wird man mit offenen Armen empfangen. Der Besitzer des Gaestehauses in Valpo hat uns mit “mein Haus ist euer Haus” empfangen. Hier in Chillan wohnen wir eigentlich in einem Hostel, es ist aber mehr eine Pension und unser Zimmer ist direkt in der Wohnung der Familie. Das Fruehstueck macht uns die Oma und der Haushund wird immer zutraulicher.

Nachdem wir Valpo ueberlebt haben und noch alle Sachen bei uns haben - jeder hat uns vor Banditos und Dieben gewarnt - sind wir 500 km in den Sueden gefahren und haben gleich unsere Gitarre im Zug vergessen. Heut frueh hat man uns schon fast im Bahnhof erwartet. Wie ueberall waren die Leute sehr nett und hilfsbereit.

Unser Spanisch wird von Tag zu Tag besser, zumindest koennen wir ohne grosse Probleme etwas zu essen bestellen. Nur das mit dem Verstehen der Leute klappt noch nicht richtig. Meist sprechen sie zu schnell, auch wenn man noch mal nachfragt. Nur die Leute auf der Strasse schauen uns immer an. Liegt es daran, dass wir relativ gross sind, an unseren Klamotten oder dass ich blond bin? Vor allem die Schuelerinnen starren uns hinterher. Oft wird getuschelt und gelacht. Naja man gewoehnt sich mit der Zeit dran.

Gruesse aus Chillan
BERND

Do not throw toilet paper in the W.C.

Samstag, 18. November 2006, 21:39. Tag 216 der Reise.

Morgen fahren wir nun schon nach Valparaiso. Irgendwie vergeht die Zeit jetzt zu dritt noch schneller. ¿Welche Eindruecke bleiben von Santiago? Man spricht Spanisch. ¿Deutsch? Der eine Schweizer, der uns durch die Speisekarte im Restaurant am Fischmarkt gefuehrt hat. ¿Englisch? Die Leute an der Rezeption unseres Hostels. Die anderen koennen wohl nur Spanisch. Ein Glueck wir haben drei unterschiedliche Sprachfuehrer. Also Buecher, keine Chilenen oder so. Und Dirk scheisst auf deutsche Texte. ;-)

Was uns als erstes auffiel ist, dass es jeeeeede Menge Busse gibt. Auf der Alameda, einer grossen Einfallstrasse, in deren Naehe sich unser Hostel befindet, fahren tagsueber durchgaengig ca. 15 Busse pro Minute pro Richtung. Irre, was da abgeht! Dann sie hier Waende oftmals bunt gestrichen, die Leute tragen aber ganz viel schwarz und weiss. Die Haeuser darf man aber nicht zu lange anschauen, da hier die Fusswege jede Menge boeser Stolperfallen verbergen. ¡Es ist aber sehr sauber! Es gibt auch ueberall jemanden mit Schaufel und Besen.

Dann gibt es noch jede Menge freilaufende Hunde auf den Strassen. Und die sehen meistens ganz sauber und gesund aus! Sie werden auch oefters von den Passanten gefuettert.

Sehr befremdlich ist allerdings, dass man nahezu ueberall gebeten wird, das Toilettenpapier nicht in die Toilette zu werfen. Dafuer gibts nen Muelleimer. Toll, nicht? Naja in unserem Hostel wird man jedenfalls auf englisch (und mE auch auf spanisch) darum gebeten, in der Toilette nicht mit Toilettenpapier zu werfen. Kein Problem :o)

Ach und eins noch: ¡Ja, sie sind wirklich lockerer und lustiger, die Suedamerikaner, und es ist auch alles ein Stueckchen bunter hier! Und ich mag die ¿? und die ¡!, ¿merkt man´s? :)

Das ist kein Urlaub, das ist eine Reise. (Tomte)